Zwischenräume – Ausstellung 2011

Jahresausstellung 2011

Einladung_2011

Kunstbegabte Jugendliche zeigen ihre Werke
[Kehrwieder am Sonntag 03.07.2011]

(jan) Hildesheim. Sie haben durchaus genug zu tun in der Schule. Das Abitur steht bereits im zwölften Schuljahr an und der Unterricht lässt wenig Raum für Langeweile. Aber die 25 Schülerinnen und Schüler der Kunstbegabtenförderung Hildesheim scheuen sich nicht vor der Zusatzbelastung, sich an freien Samstagen mit Architektur, Zeichnen, Drucktechniken und Film zu beschäftigen. Denn die Belastung ist auch ein Privileg für die Jugendlichen, die an den Hildesheimer Gymnasien, der Waldorfschule und der Robert-Bosch-Gesamtschule von ihren Kunstlehrern für die Förderung vorgeschlagen werden odersich dafür bewerben können. Sie nutzt nicht direkt für den Unterricht und das Fortkommen in der Schule – aber für die Zeit danach.

Mit entsprechenden Zertifikaten und Arbeitsproben in der Tasche sollte die Studien- oder Ausbildungsplatzsuche etwas einfacher werden. Und: Wer praktisch in einem der kreativen Bereiche garbeitet hat, weiß besser als zuvor, ob er tatsächlich solch einen Beruf ergreifen will. So wie Nils Tuschik. Der Gymnasiast hatte bereits mit dem Gedanken gespielt, Architekt zu werden. Und nun, nachdem er, betreut von HAWK-Studenten und Kunstpädagogen, ein eigenes Gebäude für eine Baulücke in der Osterstraße geplant und entworfen hat, ist er sich sicherer als je zuvor: Das ist es, was er machen will. Auch Loreen Schalmann sieht klarer: „Ich denke jetzt ernster darüber nach, im Bereich Kunst zu arbeiten.“

Auch in den kommenden Jahren haben Hildesheimer Schüler die Chance auf einen Platz in der Begabtenförderung, die Volksbank hat zugesagt, ihre bisherige finanzielle Unterstützung zu verlängern. Wer sehen möchte, auf welch unterschiedliche Weise sich die Jugendlichen des aktuellen Jahrgangs mit dem Thema „Zwischenräume“ auseinandergesetzt haben, sollte sich die Schau in der Volksbank-Niederlassung am Kennedydamm (2. Stock) ansehen. Dort sind die Werke aus den Bereichen Druck, Architektur, Film und Comiczeichnen noch bis zum 3. September zu sehen.

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Presseartikel zur Ausstellung in der Volksbank

Wenn der Burger nicht schmeckt
Kunstbegabte stellen Ideen zum Thema „Zwischenräume“ in der Volksbank aus

HILDESHEIM. Hmmm! Da bekommt man ja richtig Hunger: Tomaten, Käse, Salat, Brötchen und frisches, fast noch lebendiges Fleisch. Zusammengesetzt – ein Burger. Doch das Magenknurren wird rüde unterbrochen, wenn man sich dem opulent gedeckten Tisch nähert. Alles nur aus Papier. Zwar technisch akkurat im Siebdruck hergestellt. Aber ungenießbar.

„Zwischenräume“ ist der Titel der Ausstellung, dem sich Loreen Schalmann so kalorienarm, aber kreativ und humorvoll genähert hat. Die 17-Jährige ist eine von 25 „Auserwählten“, die an der Hildesheimer KunstBegabungsFörderung (KBF) teilnehmen. Einmal pro Monat werden die 9.- und 10.-Klässler von vier Kunstpädagogen und vier Masterstudenten der HAWK in deren Fachgebiet unterrichtet. „Die Tipps sind schon sehr hilfreich“, findet Schalmann, und Marleen Steinhoff ergänzt: „Man gewinnt viele neue Einblicke, und die Möglichkeiten zum Beispiel zu drucken sind sehr gut.“ In den vier Wochen zwischen den Sonnabenden heißt es, aktiv sein. Die Ausstellung in der Volksbank am Kennedydamm, die das Projekt auch zukünftig unterstützt, beweist den Eifer der 15- bis 17-Jährigen.

Jede der Hildesheimer Gymnasien, Gesamtschule und Waldorfschule dürfen bis zu drei Schüler vorschlagen. Die entscheiden sich dann, welche künstlerische Richtung sie ausprobieren möchten. Denn Ziel der KBF ist, das reguläre Curriculum außerhalb des Unterrichts zu ergänzen und anzureichern, wie Rolf Behme, Fachberater für Kunst bei der Landesschulbehörde Hannover, formuliert.

Nicht jeder der Begabten entscheidet sich gleich für das richtige Gebiet: „Ich dachte, Architektur macht Spaß“, amüsiert sich Louisa Roehl. „Aber jetzt weiß ich eindeutig, dass ich nichts mit Architektur machen möchte.“ Das ging Nils Tuschik ganz anders. Für ihn war Architektur schon immer ein Traumberuf. Und das hat dem praktischen Test auch standgehalten: „Ich überprüfe meine Ideen gern auf Tauglichkeit in der Realität“, gesteht der 16-Jährige. In der KBF hat er eine Baulücke in der Osterstraße mit einem futuristisch anmutenden, aber praktikablen Neubau für eine Bibliothek geschlossen. Auch Fiona Wilde ist das Architekturthema sehr schwer gefallen, „aber es hat mir Spaß gemacht“.
Im Themenbereich Film wurde mit Storyboards und Daumenkino experimentiert. Aber Ergebnis war auch ein hochsensibler Film zum Thema Missbrauch, der jetzt bei der Beratungsstelle Wildrose eingesetzt werden soll. „Anschub für die Praxis“, resümiert Behme.<

Den Zwischenraum künstlerisch mit Collagen zu kennzeichnen, fiel den Schülern schwer, Lyn Bültemann wagte den Blick durchs Schlüsselloch, das Raum und Traum voneinander trennt. Corinna Barasinski dagegen hat sich für den Raum zwischen den Lippen interessiert und ihn Pop-Art-mäßig verfremdet.

Rolf Behme ist stolz auf „seine“ Schüler, die „viel Zeit und Gedanken aufwenden“. Und über die KBF auch lernen, was Kunst bedeuten kann: „Lange, lange pruckeln und sich ausprobieren. Und das auch noch unter Druck“, formuliert Behme. Aber es kann auch zu Erkenntnissen führen: „Ich wollte schon immer in Richtung Kunst gehen“, erzählt Corinna Barasinski und Loreen Schalmann. „Die Erfahrungen haben uns darin bestärkt,“.

Die Ausstellung „Zwischenräume“ ist bis zum 3. September im ersten Stock der Volksbank am Kennedydamm zu sehen. Mit dem Umbau suchen die KEWIer im nächsten Frühjahr für mindestens zwei Wochen ein neues Domizil: möglichst stadtnah und gut platziert.

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